Reifegrad_Maer/Apr

Kunst & Kultur 044 REIFE GRAD Unsere Schätze Psalter aus dem 15. Jahrhundert Im Altbestand der Lübe- cker Bibliothek schlum- mern Schätze: Hand- schriften und Frühdrucke, viele aufwändig gearbeitet. Dieser Psalter mit Antiphonen und Hymnen aus dem 15. Jahrhundert gehört zu den schönsten Bänden der Sammlung „Liturgische Handschrif- ten“ der Stadtbibliothek Lübeck. Die Handschrift wurde 1465 für den Lübecker Dom angefertigt und ent- hält zahlreiche farbige und mit Gold unterlegte Initialen. Der erste Buch- stabe des ersten Psalms ist mit einer Miniatur des Königs David verziert. Die Habschrift verfügt über Leder- streifen und verknotete Pergament- spitzen an den Blatträndern, die zum schnellen Auffinden einiger Textstel- len dienen. Die frühesten erhaltenen Zeugnisse der Musikstadt Lübeck sind die in der Stadtbibliothek Lübeck verwahrten Handschriften mit liturgischen Gesängen für die katholische Mess- feier. Drei dieser Handschriften stam- men aus dem 12. Jahrhundert. In die- ser Zeit wurde Lübeck gegründet und der Bau des Doms, aus dem die meis- ten der Handschriften der Lübecker Sammlung stammen, begonnen. In den ersten Handschriften finden sich über den Texten lediglich sogenannte „Neumen“ (griechisch für „Wink“), die den Melodieverlauf anzeigen. Durch die Erneuerung verschlissener Handschriften kamen immer wieder neue Messbücher mit den weiterent- wickelten Notationsformen nach Lübeck. Neben den Standardtexten der Messe an Sonn-, Werk- sowie an Festtagen, die im „Missale“ notiert sind, gibt es weitere Textsammlungen für die Ausgestaltung der Messfeiern. So finden sich im „Responsoriale“ Wechselgesänge zwischen einem Vorsänger und der Gemeinde, meist als Antwort auf die Lesung im Stun- dengebet oder der Messe. Nach der kriegsbedingten Auslage- rung im Jahre 1942, die den größten Teil dieser einstmals bedeutendsten Sammlung an „Liturgischen Hand- schriften“ in Nordeuropa betraf, sind, anders als der vorliegende Psalter noch nicht alle Bände wieder in die Stadtbibliothek zurückgekehrt. Der Psalter gehörte ursprünglich in den Lübecker Dom. Von dort kam er in die Bibliothek – und nach der Auslagerung kam er An- fang der 1990er-Jahre zurück. Fotos: ppe

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