Reifegrad_Maer/Apr

REIFE GRAD 045 Kunst & Kultur Mein Lieblingsstück Das „Holstentor“ von Andy Warhol ist das Lieb- lingsstück von Dr. Antje-Britt Mählmann. Für die kuratorische Leiterin der St.-Annen-Kunsthalle repräsentiert das Stück eine Menge, wofür ihr Haus steht: Moderne, zeitgenössische Kunst, Internationalität und genauso die Verwurzelung im regionalen Netzwerk aus Kunstliebhabern, Stiftungen und anderen Museen. „Das Holsten- tor ist eine Lübecker Ikone, einzigartig.“ 1980 schuf der Pop-Art-Künstler Andy Warhol vier Siebdru- cke mit dem Lübecker Holstentor als Teil des Zyklus „Ger- man Monuments“, in dem der Reichstag, der Hamburger Michel, der Kölner Dom und die Vorburg von Schloss Dra- chenburg abgebildet sind. Das Holstentor in Pink gehört zur Sammlung der Lübecker Museen. „Ich liebe die amerikanische Gegenwartskunst“, ist die einfachste Antwort von Mählmann, warum der „Warhol“ ihr Lieblingsstück ist. Bevor sie im August 2018 nach Lübeck kam, war sie in der Emder Kunsthalle für die Ausstellung „American Dream“ verantwortlich. Da war sie sehr erfreut, hier einen Warhol vorzufinden. „Er war im Depot, die Kunsthalle hatte die eigenen Stücke kaum gezeigt.“ Momentan zeigt die Kunsthalle St. Annen eine Ausstellung aus den Highlights der eigenen Sammlung „und es läuft! Die Leute wollen sich das ansehen!“ Die Kunsthalle mit ihrer Sammlung gestatte wunderbar, Räume für die Menschen zu schaffen „und viele Werke erlauben einen spieleri- schen Umgang.“ Mählmann erzählt die Geschichte des Sieb- drucks: Nach einem Foto gestaltet, zeigte Warhol die vier Bilder in Pink, Orange, Blassrosa und Rot zuerst im Möbelgeschäft von Heiner und Hanni Reese – Warhol war mit seinen „German Monuments“ auf Deutsch- land-Tour. Die drei anderen Tore sind in Privatbesitz, über die Ree- ses kam das pinke Holstentor durch die Friedrich-Bluhme-und-El- se-Jebsen-Stiftung an das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte, aus dem 2003 die Kunsthalle hervorging. Dauerleihgaben von Pri- vatleuten und Stiftungen wie eben auch das „Holstentor“ machen einen bedeutenden Teil der Sammlung der Kunsthalle aus. Schließlich findet die promovierte Kunsthistorikerin auch das Bild als solches großartig: „Die Farben, die Details, das hier ist mit seiner ganzen Entstehung lebendige Kunstgeschichte!“, schwärmt sie. Und ein ganz kleines bisschen lässt sie ihre Wünsche durchblicken: „Alle vier Holstentore hier zu zeigen, das wäre ein Träumchen…“ Als Museumsleiter hat man eine charakteristische Handschrift. Das wird von Kuratoren und Lei- tern auch erwartet – ich liebe die amerikanische Gegenwartskunst.

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