Reifegrad_Maer/Apr

Aus der Region REIFE GRAD 009 Fotos: ppe und einmaligen Bestand an Druck- stöcken, die wir mit unserem Ver- ständnis für Gestaltung an die Trends in der Innenraumgestaltung anleh- nen können. Als Innenarchitekt kann ich unseren Kunden auch in diesem Aspekt beratend zur Seite stehen. Ein Stück von uns kostet leicht einen dreistelligen Betrag, da überlegt die Hausfrau zweimal, ob so etwas ein Festessen unbeschadet übersteht.“ Nicht zuletzt deswegen experimen- tiert er mit schmutzabweisenden Beschichtungen. „Wenn uns unsere Kunden auf Mes- sen sehen, haben sie oft ein Aha-Er- lebnis: Das ist ja wirklich handge- macht“, beschreibt er seine Arbeit. Die erfordert Akribie und Geduld. Ein falscher Handgriff und die Arbeit von mehreren Stunden ist dahin. „Da es sich bei unseren Textilien um Unikate handelt, die individuell gestaltet und per Hand gedruckt werden, erklärt dieser Aufwand auch den Preis.“ Sein Plan für die nächsten Jahre: In Zukunft wird in der neuen Werkstatt die Anzahl der Drucktische auf drei erweitert. Am Standort wird der „Fär- berhof“ entstehen, ein Gebäudeareal, der Ateliers und Werkstätten ver- schiedener Gewerke zusammenfüh- ren wird. Klaus Koch-Süzen, Blaudrucker Bei Blaudruck denkt man vielleicht an Trachtenvereine oder die Tischdecken bei Oma. Und dann kommt die Blaudruckerei Koch in Neustadt und zeigt, dass mit traditionellem Handwerk und alten Mustern mo- derne Textilien erschaffen werden können. Klaus Koch-Süzen, Siebdrucker und Innenarchitekt, hat die über 200-jährige Blaudruckerei, Färberei und Reinigung J.H.Koch in Neustadt behutsam modernisiert. Und er hat Pläne für eine Kunsthandwerkerszene in der Stadt an der Lübecker Bucht. Unser Fundus an alten Mustern, dazu Schablonen und mehrere Farben – daraus kann man un- endliche Kombinationen erzeu- gen. Wir schaffen moderne Inter- pretationen alten Handwerks. Klaus Koch-Süzen Seit 1803 gibt es den Betrieb in Neu- stadt, seit über 100 Jahren in dem jet- zigen Gebäude. Vor knapp 10 Jahren übernahm Koch-Süzen die Firma. „Der Textildruck war zu der Zeit ein ‚nice to have‘, hauptsächlich war es hier eine Färberei und Reinigung.“ Dass in Neustadt überhaupt noch Textilien bedruckt wurden, ist nicht selbstverständlich: „Im Zuge der Industrialisierung sind die meisten Textildruckereien wie unsere verschwunden.“ Bis zum Beginn der Neuzeit wurden in Europa in der Regel unbehandelt getragen, eventuell gefärbt. Beim Blaudruck dagegen werden die Stoffe zuerst bedruckt und dann gefärbt. An der Stelle, die bedruckt wurde, nimmt der Stoff keine Farbe an und bleibt weiß. Mit der Kolonisation kam das Wissen über die Technik aus Südost- asien hierher: „Alle wollten dann diese Stoffe haben. So entstand die Tradition hierzulande.“ Die Druckstö- cke, die Model, wurden ursprünglich aus Holz geschnitzt, später wurden Messingmuster in Linden- oder Bir- nenholz geschlagen. „Wir haben hier etwa 600 Modeln, ohne die können wir nicht arbeiten“, sagt Koch-Süzen. Die meisten Model sind 180 bis 300 Jahre alt – „In Deutschland gibt es vielleicht drei Leute, die so etwas herstellen kön- nen.“ Und mit diesen alten Mustern versucht er, Übersetzungen in die Moderne zu finden. Er experimen- tiert gemeinsam mit seinem Ange- stellten Alexander Vandrich mit Scha- blonen oder Mehrfachdrucken. „Wir fertigen heute hauptsächlich Kleider, Tischwäsche und Gardinen- stoffe. Ich trage zum Beispiel gern Westen. Da gibt’s viele, die so etwas toll finden. Wir haben einen großen

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