Reifegrad_Nov/Dez

Irgendwann im November werde ich mich mit meinen El- tern tre en. Dabei werden wir traditionell großformatige Pakete tauschen, weil die mit der Post unfassbar teuer zu versenden sind: Ich bekomme einen Wandkalender mit Dresdner Schwarz-Weiß-Bildern, sie bekommen einen Sie- ben-Türme-Kalender. Wie jedes Jahr. Über meinem Esstisch hängt der Kalender für dieses Jahr. Er ist irgendwann im Juni oder so stehengeblieben. Weil mir das Bild so gut gefällt und weil ich den Aufwand scheue, ihn umzublättern. Wandkalender sind auch ein Auslaufmodell. Bei meiner Großmutter hing noch ein Jahreskalender aus der Zeitung – ein Halbjahr vorn, eins hinten – und daneben ein ewiger Geburtstagskalender. Die wurden gewissenhaft gep egt und mit Terminen bestückt. Meine Familie dagegen teilt sich ei- nen Google-Kalender. Eine echte Notwendigkeit für einen Wandkalender haben wir nicht, die Fotos sind halt schön. Schöne Fotos haben wir auch im Heft. Das kann ich ver- sprechen. Und wir haben uns umgehört in Stadt und Land. Wir besuchen eine Geigenbaumeisterin, fahren nach Tirol und graben in der Vergangenheit: Vor fast 35 Jahren fand ein Baggerfahrer zufällig den größten Schatz, den es bisher in Deutschland gab. An der Obertrave. Und während wir an dem Kapitel über Schnupfen und Erkältung gearbeitet haben, stand auf mehreren Tischen in unserem Büro ein Sammelsurium an Ingwerknollen, Nasenspray äschchen, Taschentüchern, Salbeibonbons – wir können sagen: Das Gesundheitsthema ist eigentlich so eine Art Live-Reportage. Viel Spaß beim Lesen und: Mein Schnupfen ist vorbei. Über Wandkalender, Ingwerknollen und Live-Reportagen Georg Gemander Redaktionsleiter

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