Reifegrad_Nov-Dez

Wenn einer einen Quatsch macht und das hält sich 50 Jahre, ist es Tradition, hält es sich 300 Jahre, ist es Brauchtum. Zu den seltsamen Traditionen gehören die Städte- und Regio- nal-Rivalitäten. Als vor knapp 30 Jahren mein Heimatbun- desland wieder entstand, war es mir aus einem Grund gar nicht recht: Plötzlich lebte ich mit Leipzigern in einem Ge- meinwesen – das kann Dresdnern nie recht sein. Später lernte ich in Freiburg, dass Badener und Württember- ger nur in einem Fall gemeinsame Sache machen: Wenn es gegen Bayern geht. Köln und Düsseldorf, Mainz und Wies- baden, richtige und falsche Elbseite, Gondor und Mordor: Mit irgendjemandem liegt man immer im Clinch. In der Regel geht das ja auch ganz friedlich ab, es gibt Witze und Neckereien. Wenn es ein ernsthaftes „Wir“ gegen „Die“ geht, dann hört die komischste Tradition auf und es wird verbiestert. Das muss nicht sein. Verbiestern wollen wir hier niemanden. Stattdessen unter- halten wir uns mit Vicky Leandros (, wir beschäftigen uns mit Immunisierungen (wichtig im Winter!), dem üringer Wald (das ganze Jahr über schön!) und dem Jubiläum der Holstein- erme. A propos Jubiläum: Als vor 30 Jahren Gün- ter Schabowskis vernuschelter Halbsatz („…das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich…“) Geschich- te machte, katapultierte das auch Schlutup ins Rampenlicht. Wir schauen uns aus diesem Anlass das Grenzmuseum und den Slut-Up-Stein näher an. Ach übrigens… Städte-Rivalität: Herzlichen Glückwunsch nach Kiel! Dort gibt es jetzt auch Reifegrad. Wie schön! Über Regional-Rivalität, vernuschelte Halbsätze und das Rampenlicht der Geschichte Georg Gemander Redaktionsleiter

RkJQdWJsaXNoZXIy MzQxODIw