Harz
Abseits der Wege

Hoch hinaus und tief hinab geht es im Harz. Viele Traditionen, Mythen und Geschichten prägen die Region – und es kann auch lecker werden. Das Schöne am Verreisen sind ja die kleinen und versteckten Ecken, die man so nicht im Reiseführer findet. Über die stolpert man, wenn man offenen Auges unterwegs ist.

 

“Wandern ist kinderleicht. Es ist allen zugänglich – jung, alt, arm, reich, männlich, weiblich. Einen persönlichen Stil bildet jeder Wanderer, jede Wanderin von selbst aus. Einfach losgehen. Unterwegs die Pforten der Wahrnehmung möglichst weit öffnen. Für die Blickachsen, Duftfelder, Klangräume, in die man eintaucht. ”           

Ulrich Grober

 

Die sieben Bergstädte

Der Harz ist nicht denkbar ohne seine Verbindung zum Bergbau. Früh kristallisierten sich mehrere Zentren heraus, die heute als die Sieben Bergstädte bekannt sind. Clausthal und Zellerfeld sind heute eine Doppelstadt, St. Andreasberg, Altenau, Lautenthal, Wildemann und Bad Grund – wer erleben will, wie eine Industrie eine ganze Region geprägt hat, wird hier fündig. Sogar in der Alltagssprache hat der Bergbau hier seine Spuren hinterlassen, künstlich angelegte Wasserwege und Teiche zeigen hier, wie erfindungsreich die Menschen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit waren, wenn es um pfiffige Lösungen ging, um Stollen zu be- und entlüften, um Wasser abzupumpen, und um Erz und Gestein aus der Tiefe zu holen. Daneben sieht man an Straßennamen die Veränderung, den diese frühe Industrie der Region brachte.

 

Wo Hexen tanzen

Die frühe Bergwissenschaft mit ihren rationalen Lösungen für komplizierte Probleme steht im reizvollen Kontrast zu den Mythen und finsteren Geschichten, die die Gegend genauso prägen. Teufelsmauer, Hexentanzplatz und natürlich auch unzählige Geschichten rund um die Walpurgisnacht auf dem Blocksberg, dem alles beherrschenden Brocken, gibt es hier zu Hauf. Die übermächtige Natur mit ihren angstmachenden Phänomenen, Felsstürze und die Fährnisse im Berg – all das forderte die Menschen heraus und in Naturgeistern, Hexenwerk und Zaubersprüchen gab es einfache Erklärungen. In allen Winkeln und Ecken finden sich daher Hexen und Geistwesen – auch als Souvenirs auf Flaschen und Taschen oder als Puppen.

 

Sport in Weiß

Wer in diesen Tagen in den Harz fährt, ist meistens auf der Suche nach weißen Winterlandschaften. Von uns aus ist der Oberharz die nächste Gegend, in der man relativ sicher im Winter Schnee in ausreichender Menge findet. Und dieser Schnee wird weidlich genutzt: Sicher kann man hier auch alpin unterwegs sein, es gibt Pisten für Abfahrtsläufe, aber die große Stärke der Wintersportregion ist der Langlauf. Lange Loipen in atemberaubender Landschaft, sorgfältig gespurt und gut in Schuss gehalten – hier kommen die Skiwanderer auf ihre Kosten. Die großen Wintersportorte sind Braunlage mit dem Wurmberg und – mal wieder – St. Andreasberg. Und hier finden sich neben Loipen auch einige Pisten: Der Matthias-Schmidt-Berg gilt als eins der bekanntesten Skigebiete des Oberharzes.

 

Höhlen aus Gips

Wer der Bewegung auf Brettern und Kufen nicht so viel abgewinnen kann, für den hält der Harz unzählige thematische und landschaftlich äußerst reizvolle Wanderwege bereit. Etwas abseits der ausgetretenen Pfade findet sich am Südrand des Gebirges der Karstwanderweg. Hier kann man die beeindruckende Kraft des Wassers erleben, die das dort anstehende weiche Gipsgestein ausgehöhlt hat. Und tatsächlich finden sich neben unzähligen Erdfällen, geologischen Orgeln, Felsen und weißen Wänden hier beeindruckende Höhlen. Am bekanntesten ist hier sicher die Heimkehle: eine der zwei großen deutschen Gipshöhlen, die als Schauhöhlen zu besichtigen sind. Das Wasser hat hier aus dem Gestein bizarre Formationen entstehen lassen.

 

Holz und Schiefer

Der Harz kann mit einer Menge pittoresker Orte aufwarten. Der Zusatz „-rode“, den man in Namen wie Harzgerode, Wernigerode, Osterode findet, deutet auf die Entwicklungsgeschichte des Landstrichs hin: Um den Harz zu besiedeln, war es nötig, den überall vorhandenen Wald zu roden. Vorherrschend in diesen Orten sind Fachwerkhäuser, deren Fassaden mit Schiefer verblendet sind: Beides waren Materialien, die es hier in ausreichender Menge gab: Holz und Schiefer.

 

Harzküche

Jede Gegend in Deutschland ist auf ihre Küche stolz. So auch der Harz: Den Getränken und Gerichten, die hier auf den Karten stehen, sieht man die Herkunft aus dem Gebirge an. Hier kann man keine endlosen Felder mit Getreide anlegen, hier ist man darauf angewiesen, in teilweise schwer zugänglichen Gegenden dem Boden das abzutrotzen, was möglich ist. Wildgerichte haben hier eine lange Tradition, genau wie die Erzeugnisse von Viehwirtschaft. Natürlich ist da zuerst der Rohmilchkäse zu nennen, der den Namen des Gebirges trägt. Nach Jahrzehnten von genormten Tieren kann man hier auch die Rückbesinnung auf alte Traditionen erkennen: Das Rote Höhenvieh, eine alte Rasse, findet hier ideale Bedingungen und liefert schmackhaftes Fleisch. Die Kräuter und Beeren der Wälder finden sich in gebrannter Form wieder. Und wo man für den Bergbau künstliche Teiche und Gräben anlegte, dort hatte man gleich das Wasser vor Ort, um Fische zu züchten. Hier gibt es also eine reiche Tradition mit einer guten Küche, in der Süßwasserfische im Mittelpunkt stehen.

 

 

 

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