Förderer der Kunst
Vermittler von Kunst

Sie sind die größten Förderer der zeitgenössischen Kunst in Lübeck – und in der Stadt viel zu wenig bekannt. Die Overbeck-Gesellschaft geht seit einiger Zeit hinaus aus dem Pavillon.

Der Standort der Overbeck-Gesellschaft ist ein Segen und ein Fluch zugleich, findet Dr. Oliver Zybok, der den Kunstverein seit zwei Jahren leitet. Der Pavillon liegt nicht nur im Garten des Behnhauses, er ist auch nur einen Steinwurf vom Günter-Grass- und dem Willy-Brandt-Haus entfernt. Man sitzt also praktisch direkt in der Museumszene Lübecks – und doch etwas versteckt. Zufällig kommt kaum jemand vorbei, es besteht die Gefahr, dass man etwas elitär wird.

Seit einiger Zeit geht man hinaus aus dieser idyllischen Ecke der Lübecker Altstadt. Der 100. Jahrestag der Gründung steht im kommenden Jahr an, da tut sich einiges. Was als Kunstverein von engagierten Bürgern kurz vor Ende des I. Weltkriegs begann und sich als Förderer und Aussteller von wichtigen zeitgenössischen Künstlern im gesamten deutschsprachigen Raum einen Namen gemacht hat, ist in Lübeck selbst kaum bekannt. Wanderausstellungen, Kooperationen mit Hochschulen – die Overbeck-Gesellschaft wirkt über Lübeck hinaus.

Über 500 Mitglieder, sie erhält Zuwendungen aus vielen
Quellen. Die Gemeinnützige Sparkassen-Stiftung ist Partner für die Vermittlung von Kunst.

Seit den 30er-Jahren hat die Overbeck-Gesellschaft, die lange Zeit personell und organisatorisch eng mit dem Behnhaus verwoben war, ein eigenes Domizil, „eins der wenigen Zeugnisse der Neuen Sachlichkeit in Lübeck“, wie Zybok betont. Dieser Pavillon, in dem jährlich rund vier bis fünf Ausstellungen stattfanden, wird derzeit renoviert. Das ist ein weiterer Grund, warum die Gesellschaft den Schritt hinaus wagt.

„Wir werden in Zukunft zwei Hauptaufgaben haben: Natürlich unsere Ausstellungen, wir werden uns aber verstärkt der Vermittlung von Kunst widmen“, erklärt der Künstlerische Leiter weiter. Dafür geht die Gesellschaft verstärkt Kooperationen mit anderen Lübecker Institutionen ein, wie derzeit mit der Kunsthalle St. Annen, mit der St.-Petri-Kirche oder den Nachbarn vom Günter-Grass-Haus. Das geht in Lübeck erfreulich gut, findet er: „Es gibt kaum eine Stadt, in der es so wenige Eitelkeiten gibt.“ Die Gesellschaft organisiert Jugendworkshops oder Veranstaltungen für Senioren. „Wir wollen nicht, dass die Menschen nur deswegen keine Kunst genießen können, weil das Geld für die Fahrkarte fehlt.“

Wir stellen ausdrücklich nicht etablierte Künstler aus.
Das ist unser Glück: Wir machen die Ausstellung mit denen, die wir machen wollen.

Was derzeit lange Schatten vorauswirft, ist die 100-Jahr-Feier. Im kommenden Mai jährt sich die Gründung der Gesellschaft, im August des kommenden Jahres wird der Pavillon wieder eröffnet. Als Geschenk für sich selbst und die Lübecker ist eine besondere Ausstellung geplant: Von jedem Künstler, den die Gesellschaft ausgestellt hatte, soll ein Werk exemplarisch für sein Schaffen und die Zeit stehen, in der er wirkte.

 

photo credit: ppe, Overbeck-Gesellschaft

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