Björn Engholm

Björn Engholm
Nach dem Fest

Als es vorüber war, das Fest der Feste, der Liebe und Besinnung, als die – allen guten Vorsätzen zum Trotz – zu vielen Geschenke vom Gabentisch abgeräumt waren, haben wir ganz still dem Schöpfer gedankt. Denn nun endlich waren Kauforgien wie auch Punschgelage und Grillwurstschlachten beendet und das wochenlange, gnadenlose, einen bis in Parkhäuser und Kaufhausklos verfolgende „Jingle Bells“ verklungen. Nur der Blick aus dem Fenster trübte die nachweihnachtliche Freude: gräulicher Himmel, Nieselregen, schlappe 8 Grad plus, Schnee und Eis allenfalls eine vage Erinnerung an vergangene Zeiten. Da gab es nur eines: den vielen „Ave Marias“ und geistlichen Oratorien der Festtage Adieu sagen – und den Winter mit munter machender Musik in die Stube holen. Lyrisch zunächst und balladenhaft mit „A Winter´s tale“ von Queen (Freddie Mercury unforgettable); dann „Snow“ von den Red Hot Chili Peppers, „Wintertime love“ der Doors, „Ice in the Sun“ (Status Quo) und dem „Winter“- Song der Stones. Damit es nicht zu soft wird, folgt das grollende „Cold“ von The Cure, dem aber meine Frau den Saft abdreht, um den Jahreszeitenklängen von Vivaldi, Schubert, Rodrigo und Piazzolla zu fröhnen. Alles irgendwie Reifegrad, sage ich zu Kindern und Enkeln, bevor sie anfangen, die Nase zu rümpfen…

Der wahre Lichtblick in grauer Zeit aber folgt, als der PC eine Mail aus nordischen Gefilden, exakt aus dem finnischen Lappland, auf den Bildschirm wirft. Eine alte Bekannte, die es in die Tundra gezogen hat, schreibt, dass sie gerade in kristallklarer Luft bei „sanften 18 Grad minus“ ihre Rentiere gefüttert habe. Da komme ich ins Grübeln: 18 Grad minus? Oder doch lieber graue lübeckische Plusgrade? Ich rette mich vor der Entscheidung – und hole finnischen Heavy Metal in die warme Stube: Kotiteollisuus‘ „Talvi Sydämessa“. Verstehen kann ich es nicht, aber es hilft einem auf die Beine!

In diesem Sinne: Onnelinen uusi vuosi!

 

Björn Endholm Ministerpräsident Schleswig Holstein a.D.

Fotocredit: Die Welt

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