Lübeck ist voll von Bienen
Ein Besuch beim Imker

Matthias Neff – Imker

„Eigentlich habe ich vor Bienen Angst“ – ein ungewöhnliches Bekenntnis eines Imkers. Und dennoch: Die kleinen Tiere faszinieren Matthias Neff schon seit Jahren. Im wahren Leben plant er Heizungen, aber einmal in der Woche streift er sich den Imkeranzug über und schaut nach seinen Völkern. Die stehen fast alle in der Nähe von Lüdersdorf – bis auf zwei: Die haben einen ganz besonderen Platz.

Zum Imkern kam Neff über Umwege: Vor zehn Jahren stellte er in seinem Kleingarten auf Marli fest, dass kaum Insekten an seinen Pflanzen unterwegs waren. Er beschäftigte sich mit dem Thema und besuchte einen Imkerkursus. Davor, sich einfach mal unvorbereitet eine Grundausstattung für Imker zuzulegen, warnt er etwas: „Da kommt schnell ein vierstelliger Betrag zusammen“, so Neff.

Aus dem anfänglichen Interesse wurde schnell Begeisterung und inzwischen ist der 48-Jährige richtiggehend fasziniert von den Tieren. „Bienen sind kommunikativ und sie schaffen eine unglaubliche Dynamik.“ Echte Teamplayer seien das, und das zu beobachten macht ihm Freude. Mit einer Einschränkung: Wenn er einen Imkerkurs an der Volkshochschule gibt, weiß er, wer von allen zuerst gestochen wird. „Ich vermute, dass ich mit der tiefen Stimme und der großen Erscheinung am ehesten dem größten Feind der Bienen nahe komme, dem Bären.“

Auch wenn es für ihn ein Hobby ist, im Frühjahr und im Sommer hält es ihn ganz schön auf Trab. „Einen Imker im Juni um ein Interview zu bitten, ist schon ziemlich mutig“, lacht er. Denn jetzt ist die Hochzeit der Imkerei. Eine halbe Stunde pro Woche ist er mit jedem Volk beschäftigt. Außerdem schleudern die Imker jetzt den Sommerhonig. Im August, nach der Honigernte, muss er die Tiere behandeln, einwintern, genug Futter für die kalte Jahreszeit bereitstellen. „Diese Wochen sind eine ganz intensive Zeit, in der ich viel mit den Tieren zu tun habe. Dann freue ich mich auf den Spätsommer, wenn das alles vorbei ist.“ Und im Frühjahr schaut er ungeduldig auf die Zeit, in der die Arbeit wieder losgeht. 

Bienen sind faszinierend. Sie erzeugen eine unglaubliche Dynamik und sind echte Teamplayer. Das beobachte ich gern. Matthias Neff

Im Jahr rechnet er pro Volk mit etwa 40 Kilogramm Honig. „Reich wird man dadurch nicht“, lacht er. Und auch wenn ihn der Honigertrag freut, sein Steckenpferd ist eher die Bienenzucht: „Mein persönlicher Ehrgeiz ist es, friedliche Bienen zu züchten, die viel Honig geben.“

Persönlich freut ihn eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren abzeichnete: Es gibt immer mehr junge Menschen, die das Imkern zum Hobby machen: „Da hat sicher das Internet viel daran getan.“ Vernetzung, Anleitung mit Hilfe von Videos, ein gestiegenes Bewusstsein für die Natur – „Vor ein paar Jahren waren wir im Verein etwa 30, heute sind wir über 100“, zählt er auf.

Mit dazu beigetragen haben sicher seine Völker auf der Lübecker Musik- und Kongresshalle. „Das war eigentlich eine Überlegung des Imkervereins, eine öffentlichkeitswirksame Stelle in der Stadt für die Bienen zu suchen.“ Gemeinsam hätten sie die Parteien angesprochen und irgendwann auf die MuK gekommen. Von dort starten jetzt zwei seiner Völker.Und der Stadthonig ist ein bunter Mix aus allen möglichen Honigarten.

 

 

 

Photo Credit: ppe

 

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