Jodsole – Diesem Stoff
verdankt Bad Schwartau sein „Bad“

Die Anton-Baumann-Quelle versorgt die Holstein Therme mit wertvollen Mineralien.

Es fing damit an, dass die Schwartauer vor gut 100 Jahren besonders reines Wasser für die Produktion von Selterswasser zapfen wollten. Dabei stießen sie auf solehaltiges Wasser mit einem für Norddeutschland sensationell hohen Jodgehalt.
Durch die Jodsole bekam der Ort, an dem reiche Lübecker in die Sommerfrische fuhren, eine völlig neue Dynamik: Viele Heil- und Moorbäder entstanden, Schwartau wurde recht bald Stadt und kurz danach Bad Schwartau. Vor allem in den Jahren zwischen Jahrhundertwende und den 1920er-Jahren war der Fremdenverkehr und die Kur- und Heilgäste ein sehr einträglicher Wirtschaftszweig, der stark zum Aufblühen Bad Schwartaus führte.
Von den vielen Heil- und Moorbädern, die das in der Anton-Baumann-Quelle geförderte Jodsole-Wasser nutzten, ist im Laufe der Jahre nur noch die Holstein Therme übrig geblieben. Deren Leiter, Matthias Apsitis erklärt, warum die Jodsole immer noch ein zentraler Bestandteil des besonderen Erlebnis in der Holstein Therme ist.
REIFEGRAD: Warum bade ich in Ihrer Therme in Jodsole?
Matthias Apsitis: Für uns ist es eine elegante Lösung, dass wir die Sole direkt aus der Nähe benutzen können. Die Anton-Baumann-Quelle ist Luftlinie vielleicht einen halben Kilometer von uns entfernt. Dort wird das Quellwasser aus 348 Meter gefördert und es ist reich an vielen Mineralien und Spurenelementen. Wir bekommen es dann direkt angeliefert und bereiten es auf. Einige Mineralien, wie Eisen und Mangan, filtern wir vorher heraus. Das ist faszinierend: Vorher ist die Flüssigkeit rot und trübe, nach der Aufbereitung haben wir klares Wasser. Und während ich davon abraten würde, das Wasser direkt aus der Quelle zu trinken, ist unsere Jodsole im Bad natürlich unbedenklich. Davon könnten Sie versehentlich auch mehrere Liter schlucken.
Für die Behandlung dieses Wassers benötigt man eine Menge Fingerspitzengefühl: Viele Messmethoden aus normalen Schwimmbädern funktionieren bei dem hohen Salzgehalt gar nicht. Wir haben hier also echte Spezialisten für das Wasser sitzen.
REIFEGRAD: Benutzen Sie also nur das aufbereitete Wasser?
Matthias Apsitis: Nein. Die Quelle fördert nicht so viel, wie wir für den Betrieb unseres Bades benötigen. Wir setzen also noch unser ganz normales Bad Schwartauer Stadtwasser zu. Ein Großteil des Wassers im Becken der Holstein Therme ist aber natürlich das Wasser, das seit über 100 Jahren aus über 300 Metern Tiefe gefördert und dann von uns aufbereitet wird.
REIFEGRAD: Und was ist denn das Besondere bei einem Bad in Jodsole?
Matthias Apsitis: Durch den hohen Salzgehalt ist die Dichte des Wassers erhöht und es gibt einen höheren Auftrieb. Man hat das Gefühl, hier richtiggehend zu schweben. Das ist schon einmal etwas anderes, als das normale Wasser in anderen Bädern. Durch den höheren hydrostatischen Druck im Salzwasser wird der Blutdruck positiv beeinflusst.
Die Jodsole hat außerdem eine besondere Wirkung auf die Haut. Viele Menschen, die Schwierigkeiten mit der Haut, wie zum Beispiel Psoriasis, haben, schwören darauf. Außerdem besuchen uns Menschen, die Schilddrüsenerkrankungen oder rheumatische Beschwerden haben.
Schließlich gibt es auch die wohltuende Wirkung eines Bades im Thermalwasser: Man fühlt sich wohl – das aktiviert die Selbstheilungskräfte.
REIFEGRAD: Welche Mineralstoffe sind noch in der Jodsole?
Matthias Apsitis: Wir haben, wie bereits erwähnt, einen hohen Anteil an Salz, also Natriumchlorid. Außerdem ist unser Wasser reich an Kalium, Magnesium und Kalzium. In unseren beiden 300 Quadratmeter großen Becken im Innen- und Außenbereich temperieren wir das Wasser auf angenehme Temperaturen. Innen baden Sie in 32 Grad warmem Wasser, außen sind es 29 Grad.

 

Photo credits: Alexander Rudolph – DOMUSimages

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