Wasserturm
Lübeck

 

Vor 150 Jahren wurde hier das Trinkwasser für die Hansestadt bereitgestellt. Und heute?

Trutzig thront der Lübecker Wasserturm über der Wakenitz, derzeit auch von der Ratzeburger Allee gut sichtbar. Dass hier früher die Wasserversorgung der Stadt gesichert wurde, scheint klar. Was ist heute die Funktion des Gebäudes?

„Das ist immer noch ein Wasserturm“, erklärt Heiner Hartwig, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft bei den Stadtwerken Lübeck. „Damit ist er einer der letzten in Deutschland, die wirklich noch in ihrer alten Funktion arbeiten.“

Schon 1867 wurde hier ein kleinerer Wasserturm erbaut, in dem Wasser lediglich nach oben gepumpt wurde. 1890 stockte der Wasserbauingenieur Peter Rehder diese Wasserkunst um einen rund 2 000 Kubikmeter Wasser fassenden Behälter auf: Der Wasserturm in der heutigen Form war geboren. „Der Behälter steht von selbst, die Mauern sind nur Zierat“, berichtet Hartwig. Lediglich im unteren älteren Teil gibt es einige Räume.

„Es ist beeindruckend: Die Technik hat sich seit Rehders Zeiten eigentlich kaum geändert, der Behälter hat noch die alten Niete“, erzählt Hartwig. „Nachts pumpen wir das Wasser in den Behälter, tagsüber sorgt es mit seinem eigenen Druck dafür, dass die Pumpen entlastet werden.“

Die Lübecker Wasserkunst gehört zu den wenigen in Deutschland, die noch wie früher arbeiten.

Die obere Schicht des Wassers im Kessel wirkt dabei wie ein natürlicher Deckel. Nur, wenn der Behälter alle paar Jahre für eine Inspektion komplett geleert wird, verschwindet diese Oberfläche und bildet sich neu, wenn er neu befüllt wird.

Bis 1973 war der Turm tatsächlich die zentrale Station der Lübecker Wasserversorgung, das Wasser kam aus der Wakenitz. Dann kamen die Wasserwerke Klein Disnack und Kleinensee: Die Wasserkunst bekommt ihr Wasser jetzt nur noch aus der zentralen Grundwasserversorgung und speist von dort aus inzwischen lediglich in das normale Netz ein. Ist der Turm also ein Relikt, das nur noch aus Nostalgie da steht? „Nein, gerade in Zeiten, in denen schnell viel Druck gebraucht wird, ist diese Technik immer noch die beste. So schnell bekommen unsere Pumpen das nicht hin“, sagt Hartwig.

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