Das Stellwerk
„SN“

Das Gebäude in Bad Schwartau ist jetzt Heimat von Modellbahnern

Es ist für viele Menschen, die in Bad Schwartau die Bahngleise überqueren, ein täglicher Anblick: Das Stellwerk SN steht direkt neben dem Bahnübergang. Welchem Zweck dient das Gebäude heute?
„Seit 2003 ist hier kein Stellwerk mehr“, berichtet Gert Thalau, Ehrenmitglied der Eisenbahnfreunde Bad Schwartau. Zu diesem Zeitpunkt wurde das mechanische Stellwerk zusammen mit 14 anderen Bahnanlagen in und um Lübeck stillgelegt, weil ihre Funktion inzwischen zentral für Niedersachen und Schleswig-Holstein in Hannover gesteuert wird. „Wir hatten uns als Verein dann darum bemüht, dieses Gebäude weiter zu nutzen.“
Rund zwei Jahre nach Stilllegung des Stellwerks kam es dann dazu: Er konnte von der Bahn das Stellwerk „SN“ mieten und nutzt ihn seither als Vereinsheim und Archiv. Im prominenten oberen Geschoss des Stellwerks findet sich – fast über die gesamte Breite – eine Modellbahnanlage der Bahnanlagen rund um den Bahnhof Bad Schwartau – und darin wiederum ein Miniatur-Stellwerk „SN“.
Seit 1943 steht das Gebäude an dieser Stelle. Die Eutin-Lübecker Eisenbahn betrieb die Strecke bis in die 1940er-Jahre. Kurz nach deren Verstaatlichung und die Eingliederung in die Reichsbahndirektion Schwerin wurde das Stellwerk errichtet. Es bekam die Bezeichnung „SN“, Schwartau Nord. Von dort wurden die Weichen und Signalanlagen des Bahnhofs bedient. Die einzelnen mechanischen Hebel auf langen Hebelbänken im Obergeschoss waren per Drahtseil über mehrere Umlenkrollen direkt mit den Signalen und Weichen verbunden. Mehrere Sicherungssysteme sorgten dafür, dass menschliche Fehler möglichst vermieden werden konnten.
Mit dem Ende der mechanischen Stellwerke war auch das Ende der Schwartauer Stellwerke – neben SN auch noch das Stellwerk Schwartau Waldhalle – gekommen. Die Eisenbahnfreunde Bad Schwartau konnten im Nachhinein nicht nur das Gebäude erhalten. „Wir haben hier die originale Hebelbank des Stellwerks ‚Waldhalle links‘ eingebaut“, berichtet Thalau. In vielen Stunden Eigenarbeit wurde das Haus saniert und für die Bedürfnisse des Vereins umgebaut. Und hier fanden neben der großen Modellbahnanlage auch Erinnerungsstücke aus vielen Jahrzehnten Eisenbahngeschichte ihren Platz „Wir haben hier auch das Schild mit dem längsten Bahnhofsnamen Deutschlands: Lübeck-Travemünde-Skandinavienkai“. Als besonderen Schatz hüten die Eisenbahnfreunde hier eine Sammlung unterschiedlicher Schienenprofile aus historischen Zeiten.
„Das Stellwerk ist für uns ein Glücksfall“, findet Thalau. „Wir sind bei der Stadt gut gesehen, uns unterstützen die Stadt, verschiedene Förderer, einzelne Banken und Firmen. Wir organisieren hier Ausstellungen. Und wir treffen uns mit unseren unterschiedlichen Kreisen hier.“ Wenn der Verein sich mittwochs Abends in den Räumen trifft, kommt es auch vor, dass Autofahrer vor den Schranken hupen. „Die sehen uns und denken, dass wir von hier die Schranken öffnen.“
Nicht so ganz sicher ist übrigens die Zukunft des Stellwerks „SN“: Wenn eines Tages die Hinterlandanbindung eines möglichen Fehmarnbelttunnels gebaut wird, dann könnte auch die Strecke direkt vor dem Stellwerk betroffen sein – ob es dann im Weg ist, ist unklar. Bis dahin erhalten die Eisenbahnfreunde Bad Schwartau das Gebäude mit aller Kraft.

 

Photo credits: Patric-Pablo Eller, Foto Evers/Sammlung H.-H. Kloth

Schreiben Sie einen Kommentar