Thüringer
Wald

Diesen Weg auf den Höh’n bin ich oft gegangen
Vögel sangen Lieder
Bin ich weit in der Welt, habe ich Verlangen
Thüringer Wald, nur nach dir!

Es ist so etwas wie die Thüringer Nationalhymne: Das Rennsteiglied besingt die Schönheit des Thüringer Waldes, das den Freistaat im Südwesten geographisch zu Bayern abgrenzt. Auf dem Kamm des Thüringer Waldes verläuft der Wanderweg, der dem Lied seinen Namen gab: Der Rennsteig, etwa 170 Kilometer lang, verbindet die wichtigsten Stationen des Mittelgebirges miteinander. Die Gipfel des Thüringer Waldes liegen wie Perlen auf einer Kette in annähernd nordwestlich-südöstlicher Richtung, das Gebirge bildet eine Wetter- und auch eine Sprachgrenze: Nördlich davon wird obersächsisch, südlich davon fränkisch gesprochen.

Weiter Blick, tiefe Schluchten

Der Thüringer Wald ist ein Wanderparadies

Vom Eisenacher Ortsteil Hörschel an der hessischen Grenze bis nach Blankenstein im thüringisch-bayerisch-sächsischen Dreiländereck, teilweise durch Franken, ist der Rennsteig die Schlagader, die Wanderer durch den Thüringer Wald lotst. Und auch wenn es bis zu 200 Wanderwege in Deutschland gibt, die „Rennsteig“ heißen – für Wanderer ist klar: Es gibt nur einen Rennsteig.

Beste Bedingungen für Wanderer
Wie viele andere Mittelgebirge auch, ist man am Thüringer Wald bestens auf Wanderer eingestellt. Dafür sorgt schon eine über 100 Jahre alte Fremdenverkehrstradition: An diesem Wanderweg wurde schon vor dem Aufkommen des modernen Massentourismus Erholung gesucht und die Landschaft genossen. Aussichtspunkte, Rastplätze, Unterkünfte – das alles gibt es im Thüringer Wald schon seit langem.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die gute Wander-Infrastruktur auch wenig erfahrene Wanderer anlockt: Hier kann man die Landschaft wandernd erkunden, ohne ein Alpinist sein zu müssen.

Orte am Wegesrand
Ursprünglich war der Rennsteig ein Weg, der die wichtigen Orte der Region miteinander verband – vor allem für eilige Boten. Deshalb kann man entlang des Wanderweges Orte wie Suhl, Ruhla, Eisenach, Ilmenau, Oberhof und Schmalkalden entdecken – Namen, die auch über das Gebirge hinaus bekannt sind. Oder man lässt sich von den kleinen Gebirgsdörfern bezaubern, die sich in Bach- und Flusstäler schmiegen und die – jedes auf seine Art – etwas ganz Besonderes haben.

Es muss nicht nur Wandern sein
Strand oder Gebirge? Im Thüringer Wald muss das kein Gegensatz sein: Das Mittelgebirge besitzt überraschend viel Wasser. Besonders am Oberlauf der Saale sorgen viele Talsperren für künstliche Seen – die ganze Landschaft wird inzwischen als „Thüringer Meer“ vermarktet. Und dort gibt es die ganze Palette dessen, was man am Wasser Schönes machen kann: Baden, Tauchen, Schiffstouren – und auch Kuren, Moorbäder und sonstige Wellnessangebote finden sich im Thüringer Wald reichlich.

Wo der Wintersport zu Hause ist

Als die Wintersportwelt in Salt Lake City Olympia feierte, rechnete die „Thüringer Allgemeine“ nach: Die Thüringer wären allein auf Platz vier gelandet. Auch wenn die Aktion der Regionalzeitung mit Augenzwinkern passierte, macht sie doch deutlich: Thüringen ist Wintersportland. Und das nicht nur im Spitzensport.

Bis auf echte alpine Abfahrten kann man im Wintersportgebiet Thüringer Wald eigentlich alles machen, was auf Bob, Schlitten, Schiern und Kufen möglich ist: Nordisch oder alpin, Abfahrt oder Langlauf, Schneewanderungen in märchenhaften Winterwäldern – der Thüringer Wald ist ein ideales Urlaubsgebiet im Winter.
Obwohl es beiderseits des Kamms viele Wintersport-Orte gibt, die jeweils ihre besonderen Angebote und Eigenheiten haben, gibt es doch ein Epizentrum des winterlichen Thüringer Waldes: Oberhof feiert sich selbst als Wiege des Wintersports in der Region, ist Olympiastützpunkt und hat eine Menge an Infrastruktur für Sportbegeisterte zu bieten: Bob- und Rodelbahn, Biathlonarena, Skisporthalle – hier finden regelmäßig nationale und internationale Wettkämpfe statt. Und auch wer selber aktiv Wintersport machen möchte, findet hier für fast jedes Niveau die passenden Loipen, Bahnen oder Pisten für ihre Aktivitäten.

Im Thüringer Wald gibt es – bis auf echte alpine Abfahrten – alles, was man sich als Wintersportfan wünscht.

Dass der Wintersport hier eine lange Tradition hat – die Anfänge reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück – merkt man auch daran, dass er hier bis weit in den Alltag der Menschen reicht. Parallel zum Laufen lernen Kinder hier, sich auf Skiern fortzubewegen, kleine und große Wettbewerbe finden überall in der Region statt, viele traditionelle Veranstaltungen drehen sich darum, was man alles im Schnee veranstalten kann.
Aber auch wenn kein Schnee liegt oder wenn man nicht unbedingt sportliche Aktivitäten planen möchte, ist der Thüringer Wald im Winter eine Reise wert. Unzählige kleine und große Museen künden vom Einfallsreichtum der Menschen in der Region, Schönes zu schaffen – seien es Uhren in Ruhla, Fahrzeuge in Eisenach, Glaskunst in Lauscha oder Spielzeuge in Sonneberg. Die Gastfreundschaft der Thüringer lässt kaum etwas zu wünschen übrig – und gerade im Winter wärmen die Klassiker der Thüringer Küche Herz und Seele besondes.

Bezaubernde Städte

Nördlich und südlich des Gebirgskamms finden sich viele bezaubernde Städte mit Charme und Geschichte

Großstädte wird man sinnvollerweise in einer so gebirgigen Region wie dem Thüringer Wald nicht erwarten. Dafür gibt es aber an beiden Seiten des Rennsteigs einige Städte, die mit ihrem ganz eigenen Charme, ihren Eigenheiten und ihren eigenen Geschichten aufwarten können. Geprägt sind diese Städte stark von ihrer Geschichte: Einerseits als Stationen von Händlern und Kaufleuten auf ihrem Weg über das Gebirge, andererseits kann man die Kunstfertigkeit der Handwerker ansehen, die hier – wie in anderen Gebirgen auch – besonders eifrig an feinmechanischen Stücken arbeiteten.

Suhl
Die größte Stadt im Thüringer Wald ist Suhl. Hier, im Wirtschafts- und Verwaltungszentrum des südlichen Thüringen, gibt es eine besonders starke Tradition der Büchsenmacher und Graveure. Ergebnis ist eine lange Geschichte von Jagd- und Sportwaffen, die man auch im Waffenmuseum der Stadt erkunden kann. Durch ihre Funktion als Verwaltungszentrum hat die Stadt ein für die Region untypisches modernes Stadtbild erhalten.

Schmalkalden
Geschichtsinteressierten ist die Kleinstadt am Südhang des Thüringer Waldes als Gründungsort des Schmalkaldischen Bundes bekannt. Im Rathaus der Stadt trafen sich protestantische Kräfte, um sich gegen die kaiserliche Macht zu verbünden. Heute besticht das Städtchen durch eine malerische Altstadt und ein Renaissanceschloss.

Sonneberg
Der Ort an der Grenze zu Franken ist ein bedeutendes Zentrum der Spielzeugindustrie. Viele traditionelle Spielwarenfirmen hatten hier ihren Ausgangspunkt. Ein Muss ist da das Deutsche Spielzeugmuseum.

Ilmenau
Auch wenn man etwas von Weimar entfernt ist: In Ilmenau kommt man um Goethe nicht herum. Der Dichterfürst kam als Beamter häufiger in diese Stadt – und schrieb auf dem Hausberg Ilmenau, auf dem Kickelhahn, „Wanderers Nachtlied – Über allen Gipfeln ist Ruh“. Auch seinen letzten Geburtstag feierte Goethe in diesem malerischen Städtchen.

Schloss Heidecksburg
Über einer weiten Schleife der Saale thront am Nordrand des Thüringer Waldes das Schloss Heidecksburg in Rudolstadt. Die Schlossanlage – ein barocker Bau, der Teile des Vorgängers aus der Renaissance mit einbezieht – ist Zeichen des Repräsentationsbedürfnisses Hauses Schwarzburg-Rudolstadt, das kurz vorher in den Fürstenstand erhoben wurde.
Die prunkvollen Säle des Rokoko zeigen die Welt der Fürsten – viele davon kann man bei Führungen entdecken. Gleichzeitig ist das Schloss auch ein Museum: Die reichhaltige fürstliche Waffensammlung ist hier ausgestellt, in einer Porzellangalerie zeigt sich das „Weiße Gold“, das in Thüringen gefertigt wurde.

Schloss und Kaisersaal Schwarzburg
Über dem Schwarzatal liegt – eingebettet in bewaldete Berge – das Stammschloss der Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt. Das Schloss selbst ist größtenteils noch eine Ruine, die nach und nach saniert wird. Die Ruinen sind Überreste einer umfassenden Sanierung, die durch den 2. Weltkrieg gestoppt wurden.
Einzig übrig geblieben ist der barocke Kaisersaal. Hier werden Stücke der Waffen- und Rüstungssammlung der Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt gezeigt, in der Orangerie zeugt die Ahnengalerie von der langen Tradition. Die Ruine des Hauptgebäudes wird derzeit als Schaubaustelle umfassend saniert. Hier kann man die Baufortschritte erleben.

Burg Greifenstein
Über der Stadt Bad Blankenburg liegt die Burg Greifenstein. Sie gehört zu den ältesten Feudalburgen Deutschlands. Gleichzeitig ist sie eine der größten Burgruinen bundesweit. Von den ehemaligen Gebäuden ist das Hauptgebäude mit Palas und Turm noch erhalten. Hier gibt es kleine Ausstellungen zur Burggeschichte, ein Restaurant – und eine Art Außenstelle des Standesamtes Bad Blankenburg: Auf der Burg kann man in romantischem Ambiente heiraten.
Eine Besonderheit auf der Burg Greifenstein ist die hier ansässige Falknerei. Seit vielen Jahren werden hier in den Sommermonaten Vorführungen mit Greifvögeln gezeigt und die majestätischen Tiere gehalten.

Schloss Sondershausen
Das Schloss ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Sondershausen und bietet einen klassizistischen Bau, der viele Elemente der Vorgängerbauten beinhaltet. Das Schloss der Grafen von Schwarzburg-Sondershausen, eine vierflügelige Anlage, zeigt noch viele Elemente der ehemaligen Residenz.
Zu besichtigen ist in dem Schloss im Kyffhäuserkreis neben den Residenzräumen eine umfangreiche regionalgeschichtliche Sammlung, die in ihren Ursprüngen auf die frühbarocken Grafen und die späteren Fürsten zurück. Hauptausstellungsstück ist die „Goldene Kutsche“, die älteste Prunkkarosse französischer Bauart auf deutschem Boden.

 

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